Narren ließen keinen Fettnapf aus


Prinz außer Rand und Band: Werner II. von Gugge und Mucke griff selbst zum Instrument.

BAD EMS. Sie haben nichts ausgelassen, die "Trämps von Ems" alias Fritz und Jörg Bingel. Zu später Stunde sorgte das Duo für einen der Höhepunkte der Galasitzung der Emser Karnevalsgesellschaft im Kurtheater. Römerstraße, Tunnel, Umgehung, Baugebiet Bismarckhöhe, Alte Krone und das Staatsbad - die "Trämps vom Ems" sind bestens über das Geschehen in der Kurstadt im Bilde.

So wissen sie, warum "Am alten Rathaus" und auf der Römerstraße Schrittgeschwindigkeit gilt: "Ottmar ist ein schlauer Fuchs - bei Schrittgeschwindigkeit kann er auch dort seine Sprechstunde abhalten", witzelten sie. Und Bürgermeister Josef Oster versicherten beide, dass sie für seine einsamen Stunden schon etwas finden werden - jetzt, wo er in Cochem-Zell abgeblitzt sei.

Vampire bedrohen Ems

Bevor die "Trämps von Ems" den Narren vor Lachen schlichtweg die Tränen in die Augen trieben, hatten die Besucher der Galasitzung schon einige sehenswerte und humorvolle Programmpunkte hinter sich: Die Bambini der Kindertanzgarde der EKG tanzten als Cowboys und Indianer um den Marterpfahl. Solotanzmariechen Charlotte Kreuseler glänzte trotz gesundheitlicher Probleme mit einer tollen Leistung, die EKG-Garde unterhielt das Publikum nicht nur mit einem Gardetanz bestens, sondern wusste Furcht einflößend zurechtgemacht auch mit dem "Tanz der Vampire" zu unterhalten.

Als die Guggemusiker "Gugge mer ma" die Bühne eroberten, änderte sich die Stimmung von Lied zu Lied: Vom Mitklatschen bei den flotten Liedern bis hin zum Schwenken der Wunderkerze beim Stück "Only you" der Flying Pickets. Selbst Prinz Werner II. von Gugge und Mucke hielt es nicht mehr auf seinem Thron: Er griff spontan zum Susafon und unterstützte die Truppe ebenso wie die Pagen Martina Jachtenfuchs und Monika Schaust.

Wunderkerzen brannten auch während des Auftritts der Roten Husaren ab. Sie holten den Musikanten-Stadl nach Bad Ems, ließen den alten Holzmichel weiterleben, führten vor Augen, wie schön es ist, ein Musikant in Lederhosen zu sein, und zettelten eine Polonaise an. Das übrigens gelang auch Schlagersänger und Ex-Prinz Peter Rafael, den das Publikum im Saal gar nicht mehr gehen lassen wollte, nachdem er mit der "Spanischen Nacht" ein musikalisches Feuerwerk abgebrannt hatte.

Monika Böcking erfreute das Publikum mit ihrem Hollandstepptanz, während die Gesangstruppe Langendernbach die Besucher mit Amore am Meer unterhielt. Mit Lachtränen in den Augen verfolgten die Gäste das "Titanic"- Spektakel des Damenelferrats. Kein Wunder, kickte doch der Eisberg am Ende Friedel Jörnhs weg, der in seiner Lahnstolz Céline Dions Superhit mit komischen Gesten bestens verkleidet einfach köstlich interpretierte.

Queen eröffnet Römerstraße

Ähnlich ging es den Zuschauern, als sie live den Besuch von Queen Elisabeth, in Szene gesetzt vom Herrenelferrat, erleben durften. Bevor EKG-Präsident Hans-Georg Kreuseler die alte Dame schlichtweg umhaute, durften unter anderem Stadtbürgermeister Ottmar Canz, Bürgermeister Josef Oster, "Bad Ems erleben"-Chef Günter Wittler sowie Elisabeth Eckstein die First Lady aus Großbritannien per Handschlag zur Eröffnung der Römerstraße begrüßen.

Aktemächer Willi Fischer, ging in seiner Rede auf die große und kleine Politik im Land ein. Er wies unter anderem darauf hin, wie stolz doch der Stadtchef sein muss, wenn er in der Römerstraße auf chinesischem Pflaster und Ebinger-Glasur flaniert. Bei Moeller - ein ernsterer Punkt in seiner Rede - könne er es nicht begreifen, warum Dausenau und Holzhausen gegeneinander ausgespielt würden, bemerkte er. Und auch die Emser Therme sparte der EKG-Protokoller nicht aus: "Der Kurdirektor Hoppe, im Emser Dreigestirn durch nichts zu toppe, holt in das neue Wellnessbad Geldleut' aus Leningrad."

Neu in der Galasitzung der EKG waren die vielen Gastbeiträge von Koblenzer Karnevalsvereinen, nicht zuletzt ein Verdienst von Sitzungspräsident Frank Ackermann. Neben Engel Aloisia alias Claudia Simon, die zur Kur an die Lahn gekommen war, und Monika Dresbach, die über die Schwierigkeiten einer Diätkur sinnierte ("Ich wiege 40 Schnitzel zu viel!"), begeisterten vor allem die beiden TuS-Koblenz-Fans Dorian Crezelius (15 Jahre) und Tobias Bilo (13 Jahre). Sie wussten auch, wie man den Bad Emser Stadtchef wegen leerer kommunaler Kassen in den Wahnsinn treiben kann - in einen runden Raum einsperren und sagen: "In der Ecke liegt ein 50-Euro-Schein."

Ritter der Schwafelrunde

"Er ist der Spitzenredner in Koblenz überhaupt", sagte Sitzungspräsident Frank Ackermann über Werner Laube. Und auch in Bad Ems hielten sich die Narren die Bäuche, als der Redner der Klamaukpartei loslegte. Politiker sind "Edelritter der Schwafelrunde", der Elferrat aber keine "Selbsthilfegruppe der Intelligenzallergiker". Außerdem, ereiferte sich Laube, sei ihm die Pisa-Studie egal, "solange Dieter Bohlen Bücher schreibt".

Mit dem Auftritt der Deutschen Meister, der "Tanzenden Sterne" aus Emmelshausen, in dessen Rahmen das Publikum Spagat in luftiger Höhe und noch andere akrobatische Superleistungen bewundern konnte - nicht nur einmal flogen die Tänzerinnen durch die Luft -, endete die Galasitzung in den frühen Morgenstunden. (fl/sm)

Auszug aus der Rhein-Lahn-Zeitung vom 22. Januar 2007